Prokurist / Business Development
KAIROS Holding GmbH
1. Wie sehr sind die Kosten für Bauträgerwohnungen in den letzten Jahren tatsächlich gestiegen und welchen Anteil daran haben die Grundstückkosten?
Seit 2015 ist der Verbraucherpreisindex um 20% nach oben geklettert, aber die Preise für Bauträger-Wohnungen in Tirol sind pro Quadratmeter um satte 70% gestiegen. Das kommt durch fünf Hauptfaktoren: Grundstückskosten, Baukosten, Finanzierungskosten, Risiko- und Gewinnaufschlag sowie staatliche Regelungen und Förderungen. Die Grundstückskosten sind also ein großer Teil des Problems, aber nicht der einzige Übeltäter.
2. Die gängige Erzählung bezüglich der hohen Grundstückskosten in Tirol ist jene, dass Bauland hier extrem knapp ist und deshalb die Preise eben entsprechend hoch. Stimmt diese Erzählung für dich?
Das ist ein weit verbreitetes Märchen. In Tirol gibt es nicht generell zu wenig Bauland, sondern zu wenig Bauland, das tatsächlich auf den Markt kommt bzw. bebaut wird. Es gibt massenhaft unbebaute, aber als Bauland gewidmete Flächen, die laut § 11 Tiroler Grundverkehrsgesetz eigentlich bebaut werden müssten. Es wird dagegen aber leider aktuell wenig bis nichts unternommen.
3. Gibt es konkrete Zahlen dazu, wie viel Bauland aktuell tatsächlich nicht genutzt wird?
Ja, die gibt es. In Tirol sind ganze 34 Millionen Quadratmeter Bauland unbebaut. Das wären bei einer Grundstücksgröße von 700m² etwa 50.000 Grundstücke. Aber tatsächlich auf dem Markt angeboten oder online zum Verkauf inseriert sind nur 500 Grundstücke. Eigentlich unglaublich. Kein Wunder also, dass die Preise so angezogen haben.
4. Wie reagiert die Politik aktuell auf die Thematik der hohen Grundkosten?
Die Politik versucht hauptsächlich, das Problem auf der Nachfrageseite zu lösen, indem sie Bauträgern den Erwerb von Grund und Boden erschwert. Die Preise sind trotzdem nicht gesunken, denn das eigentliche Problem liegt auf der Angebotsseite. Es gibt für jeden mehr als genug Bauland, wenn man es nur zugänglich machen würde.
5. Wie könnte das gelingen?
Zum einen könnte man bestehende Gesetze strenger durchsetzen und unbebautes Bauland entsprechend sanktionieren. Eine andere Möglichkeit wäre, neue Regelungen zur Baulandmobilisierung zu erlassen, wie zum Beispiel eine echte Baulandmobilisierungsabgabe. Diese wurde schon oft angekündigt, aber weder detailliert ausgearbeitet noch umgesetzt.
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